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Mit dem Rad nach Südfrika

Eine Reise nach Südafrika ist ein großes Vorhaben. Vor allem, wenn man nicht ganz bequem mit dem Flugzeug reist, sondern mit dem Fahrrad. Die 34-jährige Schweizerin Nicole Vonwil und der 30 Jahre alte Daniel Gammel aus der Nähe von Pforzheim haben sich dieses Projekt für die kommenden Frühjahrs- und Sommermonate vorgenommen. Über den Balkan wollen die beiden mit ihren Rädern von der Schweiz nach Afrika und dort auf östlicher Route nach Südafrika.  

Nicole Vonwil und Daniel Gammel“Eigentlich wollten wir einfach Reisen gehen. Und weil wir beide sehr aktiv sind, haben wir uns überlegt, dass wir mit dem Rad nach Südafrika könnten – eigentlich ganz unspektakulär”, erzählt Nicole, die aus der Schweiz kommt. Einen genauen Plan ihrer Reise wollen die beiden aber nicht machen. Je nach Wetter, politischen Bedingungen, Gesundheitszustand und Finanzlage wollen sie spontan entscheiden. Momentan haben sie sich folgende Route vorgenommen: Schweiz/Deutschland, Österreich, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Türkei, Syrien, Jordanien, Ägypten, Sudan, Äthiopien, Kenia, Tansania, Mocambique, Malawi, Sambia, Simbabwe, Botswana, Namibia, Südafrika.

Kennengelernt hat sich das Adventure-Team im Jahr 2001 im Aufenthaltsraum eines Wanderheims in Grönland. Dort beschloss Nicole, mit Daniel und seinem Freund Richtung Inlandeis aufzubrechen. Seit dieser Tour sind die beiden ein Paar.  
Die Lust an Outdoor-Aktivitäten kommt nicht von ungefähr. Nicole verbrachte schon in frühen Kinderjahren mit ihren Eltern viel Zeit in den Bergen. Während ihrer Jugend wand sie sich zwar davon ab, aber fand dann doch ihre Liebe für die Natur wieder. Auch Daniel war schon immer sehr naturverbunden. Als Ausgleich zum Alltag geht der Maurer gerne raus, um zu klettern, paddeln und wandern.

Nun wollen die beiden Reiselustigen gemeinsam ihren Entdeckerdrang ausleben. Ende Februar ging es los. Was unbedingt mit soll und was zu Hause bleibt, mussten sich die beiden genau überlegen. Auf den Rädern ist schließlich nicht viel Platz.

Das Interview:

Wie seit ihr auf die Idee gekommen, mit dem Fahrrad nach Afrika zu radeln?

Daniel: Es war schon lange ein Ziel von mir, eine große Tour mit dem Rad zu machen und ohne Zeitdruck zu reisen. Oft tun sich Möglichkeiten erst auf, wenn man unterwegs ist und man merkt, was man alles machen könnte, wenn man mehr Zeit hätte.

Nicole: Für mich war es ähnlich. Ich wollte auch gerne längere Zeit reisen, so ein bis zwei Jahre am Stück. Und das mit dem Rad war schon immer ein Traum.

Und warum Afrika?

Daniel: Das Ziel stand am Anfang noch gar nicht fest. Wir haben mal an Pakistan gedacht, haben diesen Gedanken aber wieder verworfen. Ich war früher mal in Namibia. Dieses Land hat mich sehr fasziniert. So entstand unsere Route mit dem Ziel Südafrika.

Nicole: Im Vordergrund stand nicht das Ziel, das ist erst später entstanden. Primär war und ist der Weg das Ziel unserer Reise.

Wie lange soll die Reise dauern?

Daniel: Wir rechnen momentan mit 15 bis 18 Monaten. Im Juni wollen wir in der Türkei sein. Ansonsten möchte ich in Rumänien die Karpaten sehen und dort wandern. Auch der Kilimandscharo in Tansania reizt mich. Die Wanderstiefel nehmen wir auf jeden Fall mit.

Wie bringt ihr euer Gepäck unter?

Daniel: Wir haben vorne und hinten Packtaschen und einen einachsigen Anhänger. Alles ist so klein und leicht wie möglich, aber wir brauchen eben ein Minimum an Klamotten, unser Zelt und Werkzeug.

Jetzt zu euch beiden. Ihr habt euch in Grönland kennengelernt und seid seitdem zusammen. Erzählt doch mal von eurem Kennenlernen.

Daniel: Ich war mit einem Freund in Grönland. Wir saßen im Aufenthaltsraum eines Wanderheims, das früher eine US-Airbase war und heute ein Hotel ist. Nicole war dort zu Gast und hat sich zu uns gesellt. Wir sind ins Gespräch gekommen und sie entschied sich mit uns ins Inlandeis aufzubrechen. Nach einer Woche musste ich heim und sie ist noch dort geblieben. Ich haben ein paar sms ausgetauscht, telefoniert und ich habe sie sehr bald in der Schweiz besucht. Also es war nicht direkt Liebe auf den ersten Blick.

Habt ihr dann seitdem auch Outdoor-Aktivitäten miteinander unternommen?

Daniel: Ja, ein Jahr später sind wir noch mal nach Grönland. Ansonsten gehen wir fast jedes Wochenende Schneeschuhwandern oder unternehmen andere Outdooraktivitäten. Im Sommer sind wir von mir zu Hause in Grunbach zum Genfer See und wieder zurück geradelt. Das sind rund 1.500 Kilometer. Das war die erste längere Testtour mit unseren Rädern, die wir auch für den Afrikatrip benutzen.

Mit welchen Problemen und Hindernissen rechnet ihr denn während der Reise?

Nicole: Ich denke, dass Verletzungen und Krankheiten das Hauptproblem sein werden. Vielleicht haben wir an Grenzübergängen wegen dem Zoll mal noch das ein oder andere Problem. Ansonsten bin ich sehr zuversichtlich.


Daniel:
Ich hoffe vor allem, dass unsere Räder nicht geklaut werden. Dann gibt es natürlich auch einige schwierige Strecken, beispielsweise im Sudan oder in Kenia. Die wollen wir mit einem Konvoi überbrücken.

Kennt sich einer von euch beiden in der Medizin aus, damit ihr euch bei kleineren Problemen selbst helfen könnt?

Daniel: Zur Vorbeugung werden wir das Trinkwasser filtern. Sehr wichtig ist natürlich auch die Malariavorsorge. Ansonsten mach ich mir noch keine Gedanken über mögliche Probleme – Es wird kein einfacher Urlaub, sondern ein Abenteuer.

Habt ihr daran gedacht, was passiert, wenn ihr euch auf der Reise nicht mehr versteht?

Nicole: Ja, darüber hab ich mir schon Gedanken gemacht. Es kann natürlich gut passieren, das wir uns mal auf den Keks gehen, vor allem wenn wir so lange ständig zusammen sind. Für den Fall muss halt jeder mal eine Zeit lang was alleine machen oder wir trennen uns mal für ein oder zwei Wochen. Falls wir uns wirklich gar nicht mehr verstehen... Wenn das am Anfang passiert, könnten wir getrennt weiter reisen. Falls so was nach einem Jahr passiert, wird vielleicht einer nach Hause fahren. Ich hoffe aber, dass wir das zu zweit schaffen.

Daniel: Ich denke, dass schwierige Situationen kommen werden. Aber ich hoffe, dass wir das ausdiskutieren können. Wir brauchen uns gegenseitig. Das Ganze ist ein Lebenstraum und den werden wir gemeinsam verwirklichen.

Vielen Dank für das Gespräch!

 

Funsport und Extremsport   2014

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