Snowboarden, Sex und Salat
Interview mit den Snowboard-Profis Mini Karpf und Frederik Kalbermatten
Funsporting.de traf sich im Rahmen der Burton World Tour mit dem Münchner Mini Karpf und Frederik Kalbermatten aus Saas Fee (Schweiz). In einer Münchner Kneipe erzählten die
beiden, was sie an Skifahrern nervt und welche Klischees über Snowboarder existieren.
Wie wird der diesjährige Winter?
Mini: Ich glaube, es wird ein guter Winter. Ich hoffe, es schneit
früh und taut ganz spät. Grundsätzlich wünscht man sich natürlich immer, dass es gute Bedingungen gibt. Es gibt zwar immer Tipps, dass jemand sagt: Ich glaube, es wird ein
schneereicher Winter. Aus irgendwelchen Emotionen oder Gefühlen, die man als langjähriger Wintersportler hegt, aber eine wirkliche Vorahnung kann man da nicht haben. Die Snowboarder
wissen da auf jeden Fall nicht mehr als die Meteorologen und selbst die tun sich ja schwer.
Welches Verhältnis habt ihr zu euren Fans?
Mini: Ich kann das schon nachvollziehen, wenn die Leute sich
freuen. Das ist für mich wie so eine Art Bestätigung. Obwohl das jetzt gar nicht ist wie bei einem Popstar. Das sind Leute, die einfach ganz objektiv sagen: ich find cool, was der macht, der
fährt gut Snowboard, so gut fahr ich wahrscheinlich nicht. Aber das will ich auch mal lernen oder da will ich auch mal hin. Aber es ist nie verrückt. Ich krieg keine Anrufe. Ich krieg vielleicht mal
nen Brief oder so. Aber das ist dann nie ein Liebesbrief, sondern einfach: Hey, ich hab das und das von Dir gesehen und fand das toll. Kannst du mir das unterschreiben?
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Gibt es auch Schneegroupies?
Mini: Nein, gar nicht. Na ja, was heißt gar nicht. Manchmal gibt’s vielleicht ein
Mädchen, das einen gut findet, so wie ich aber auch Mädchen gut finde. Aber meistens sind es welche, die das toll finden, was ich mache und das gibt mir eine
Bestätigung, für das, was ich mache und deswegen machts auch Spaß.
Wie groß ist die Profi-Snowboardszene in Deutschland?
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Mini: Die Profi-Snowboard-Szene ist mit Sicherheit kleiner als in anderen Ländern, weil Deutschland kein klassisches Wintersportland ist. Österreich oder die Schweiz eher noch,
weil sie so klein sind, aber Skandinavien haben mehr Snowboard-Profis. Es gibt in Deutschland vielleicht zehn Fahrer, die davon leben können, die das auch beruflich
machen. Dann vielleicht noch zehn die Geld damit verdienen, aber nebenher noch einen anderen Job haben.
Als Snowboard-Profi hat man ja auch mit vielen anderen
Dingen zu tun – außer Snowboarden. Ihr macht Fotoshootings dreht Videos, arbeitet mit den Sponsoren bei der Entwicklung von Equipment zusammen. Wie viel Zeit bleibt da noch fürs Snowboarden?
Mini: Neben dem Snowboarden gibt es einmal die
Rücksprache mit den Sponsoren, Produktentwicklung, Verbesserungsvorschläge, sich beschweren oder Feedback geben. Das wird bei sogenannten Roundtables gemacht.
Oder man wird auf ein Produkt angesetzt, um es zu testen. Es gibt schon Termine, an denen Du erscheinen musst.
Freddy: Das findet alle zwei Monate statt im Winter. Das kann überall sein, und wenn es zu Hause gerade drei Meter Pulverschnee hat, muss man da hin.
Mini: Ansonsten sind wir eigentlich die ganze Saison unterwegs, um möglichst viel
zu filmen und Fotos zu machen. Das ist eigentlich das Hauptaugenmerk. Dazu kommen noch Wettkämpfe, aber die spielen nicht die Hauptrolle. Wichtiger ist es,
produktiv zu sein, was das Bildmaterial angeht. Natürlich gibt es ein paar Wettkämpfe, die ich gern fahre, weil sie Spaß machen und ein paar, die sich
empfehlen, weil sie in der Nähe sind oder sponsortechnisch geschickt sind.
Habt Ihr irgendwann auch schon mal ans Aufhören gedacht, bis zu welchem Alter
kann man das überhaupt professionell betreiben?
Freddy: Ich bin noch nicht zufrieden mit meinem Videopart. Ich kann noch nicht aufhören.
Mini: Ans Aufhören habe ich auch noch nie gedacht, weil man sich ja selber aussuchen kann, auf welchem
Level man fahren möchte. Und ich habe mir ja außerdem noch das Studium dazu ausgesucht, einfach um einen Ausgleich zu haben. So als zweites Standbein, falls es mit dem Snowboard fahren einmal nicht mehr
klappt oder ich keine Motivation mehr habe, aber eventuell nach dem Studium, also in zwei Jahren, könnte ich
mir schon vorstellen, als Profisnowboarder ein wenig kürzer zu treten, aber ich werde wahrscheinlich mein Leben lang Snowboard fahren, weil einen der Sport nicht mehr loslässt.
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Mini, du studierst im Sommer und Freddy, was hast du diesen Sommer gemacht?
Freddy: Ich habe mein Apartment umgebaut.
Und sportlich?
Freddy: Ich geh ab und zu Wandern. Fußballspielen mit Kumpels. Ich war in Portugal
im Juni zehn Tage surfen.
Was ist das nervigste an Eurem Job?
Freddy: Das Wetter. Wenn man irgendwo hinfliegt und dann ist es neblig oder der Schnee ist nicht gut. Und man
sitzt die ganze Zeit nur herum und kommt nicht aus dem Hotelzimmer raus.
Mini: Das stimmt. Wenn Du Pech hast, dann bleibst Du hier, weil es heißt, es
schneit. Und es schneit auch, aber das Wetter wird nicht gut. Und Du kannst nicht produktiv werden, wenn das Wetter auch passt. Und dann wird es besser, Du
musst aber weiter nach Amerika. Da hat es dann keinen Schnee. Irgendwann kommst Du wieder zurück, der Schnee hier ist inzwischen schon wieder weg. Man
kann da einfach Pech haben, da heißt es dann Abwarten und geduldig sein.
Was war Euer schönster sportlicher Erfolg?
Freddy: Mein Part in dem Film hier. (zeigt stolz eine DVD)
Welche falschen Vorstellungen und Klischees existieren über Snowboarder?
Mini: Es gibt ja zwei Sorten von Snowboardern. Einmal die Profi-Snowboarder, die
das als Leistungssport betreiben und dann noch diejenigen, die am Wochenende halt mal zum Snowboarden
fahren. Leider verbindet man aber mit „dem Snowboarder“ immer noch Party, Alkohol, vielleicht kifft mal einer,
alles was mit einer jungen Sportart verbunden wird. Deshalb wollen auch manche Leute Snowboarder sein,
weil die sich sagen: „Ich will auch auf Partys gehen und viel mitmachen“ und die werden dann total enttäuscht
und fragen „Warum geht ihr jetzt schon um zehn ins Bett? Ich dachte, jetzt geht’s erst richtig los. Und warum seid
ihr denn gar nicht besoffen?“. Aber wenn man den Sport ernsthaft betreiben will, dann geht das gar nicht anders.
Man braucht seine acht, neun Stunden Schlaf, weil man am nächsten Morgen sonst völlig k.o. ist. Und
Snowboarden ist mit frühem Aufstehen verbunden, man steht zwischen sechs und acht Uhr auf, sonst verpasst man schon zu viel.
Gibt es noch andere Dinge, die Dich nerven?
Freddy: Ja, die Skifahrer. Die schauen auf die Snowboarder herab, die sind arrogant uns gegenüber, besonders in Saas-Fee, weil da viele trainieren. Am Lift drängeln
die sich einfach nach vorne und nehmen Dir den Bügel vor der Nase weg. Dann schieße ich ihnen aber einen Schneeball nach.
Mini: Diese Klischees gibt es vor allem noch bei älteren Leuten. Wenn ein Unfall
passiert, heißt es, typisch Snowboarder. Aber diese Unfälle gibt es bei Skifahrern genauso. Nur wenn ein Skifahrer einen Unfall baut, dann war es ein normaler
Wintersport-Unfall, bei einem Snowboarder heißt es gleich „natürlich, die Snowboarder“. Dieses falsche Bild wird auch viel von den Medien gepflegt.
Da fragen Dich dann Reporter: „Und heute Abend zum Apres-Ski auf die Party?“ oder „Wie schaut es aus mit Frauen?“ oder „Und schon besoffen?“ und wenn ich dann
antworte: „Nein, ich bin nüchtern, meine Freundin ist zu Hause, die sehe ich erst in einer Woche wieder und wir gehen heute Abend früh ins Bett, weil wir morgen
weiterfahren“, dann gehen die zum nächsten. Das wollen die gar nicht hören. Mir hat mal ernsthaft einer die Frage gestellt: „Was ist besser: Snowboard fahren oder Sex?“.
Gibt es neben dem Snowboarden noch andere Leidenschaften?
Freddy: Salat.
Was ist besser: Snowboard fahren oder Salat?
Freddy: Salat essen und dann Snowboard fahren gehen.
Mini: Salat ist zumindest gesünder als Snowboard fahren.
Aber was die Leidenschaften angeht: Ich finde es immer schwierig, andere Leidenschaften mit dem Snowboarden zu vergleichen. Wenn ich im Sommer mit
Freunden in im Biergarten sitze oder wir an den See fahren und Fußball spielen, das ist auch eine Leidenschaft, aber es ist nicht vergleichbar. Aber grundsätzlich bin
ich ein Harmonie-Mensch. Da gehört eine Partnerschaft dazu, da gehören aber auch die Freunde dazu. Und Reisen. Reisen ist eigentlich eine große Leidenschaft
in Verbindung mit dem Snowboard fahren. Wenn ich nicht die Möglichkeit hätte, so viel zu reisen, wäre das Snowboarden um einiges unattraktiver.
Freddy: Für mich ist das lästig.
Mini: Würdest Du nur in Saas Fee Snowboard fahren wollen?
Freddy: Nein, aber nur in der Schweiz.
Und was sind deine anderen Leidenschaften?
Freddy: Salat essen, Wandern, Freundin, Freunde, Rap-Music und mein neues Apartment und meine zwei
Katzen.
Wie würdest Du Dich selbst charakterisieren?
Freddy: Langsam.
Mini: Warte mal, bis Du das Video gesehen hast, sobald er ein Brett unter den Füßen hat, ist er nicht mehr
langsam.
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