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Abenteuer Mont Blanc: Der 3. Tag von “The Raid”
Vorgestern startete in Annecy der Härtetest für Abenteuersportler: Die Weltmeisterschaft im Adventure Racing “The Raid”. 33 Vierer-Teams kämpfen 577 Kilometer lang gegen
Schlafentzug, totale Erschöpfung, die Tücken der Natur und körperliche Schmerzen an. Nach dem Start schlagen sich die Mannschaften von Frankreich über Italien bis in die Schweizer
Alpen auf eigenen Faust von Checkpoint zu Checkpoint durch - vorgeschrieben sind die Disziplinen Adventure Running, Seekajak- und Kanufahren, Mountainbiken, eine Gletscherwanderung und
Seilaktivitäten wie Abseilen. Funsporting.de-Chefredakteur Sascha Jurek berichtet täglich vor Ort vom Geschehen.
12.9.2005, Tag 3: “Warum tut man sich das nur an?”
Eine harte Nacht liegt hinter den
Teilnehmern der Weltmeisterschaft. Bis auf 2.000 Meter Höhe schneite es, und das zu einer Zeit, da für die Teams die Überquerung einiger Pässe in Richtung Mont Blanc auf dem Programm stand.
Glück im Unglück Drei weitere Mannschaften schieden aus dem Rennen aus: zwei spanische und das schwedische Team. Die Schweden hatten dabei Glück im Unglück: Aus
Übermüdung stürzte Anna Semren an einem steilen Abhang, schlug mit dem Hinterkopf auf und rutschte bewusstlos auf schneeglatter Fläche 200 Meter bis in die Nähe eines Abgrunds. Wegen des Schneegestöbers
konnten ihre Teamkollegen sie zunächst nicht wiederfinden, als sie sie schließlich entdeckten, mussten sie das Schlimmste befürchten. Sie
funkten Hilfe herbei. Später im Krankenhaus stellte sich jedoch heraus, dass Anna zwar schwere Prellungen und Schürfwunden hatte, aber ansonsten nicht ernsthaft verletzt war.
Höllische Schmerzen Der dritte Tag brachte viele Teams an die Grenzen der körperlichen Belastbarkeit. Als im Laufe des Nachmittags die erschöpften
Mannschaften in Chamonix eintrudelten, konnten sich einige kaum mehr auf den Beinen halten, andere wurden humpelnd von ihren Kollegen gestützt. Die steilen Anstiege auf dem Trail nach Chamonix raubte
ihnen die Kraft, die steilen Abhänge gingen derart auf die Knie, dass zum Beispiel die starke Helen Jackson vom britischen Team “Saab Salomon” nur mit Schmerzmitteln weitermachen konnte.
“Warum tut man sich das nur an?” Dem deutschen Team “adidas Natventure” ging es kaum besser. Tine Tretner konnte sich vor Schmerzen kaum auf den
Beinen halten und war kurz davor, aufzugeben. Die letzten Kilometer vor Chamonix waren die Hölle. Die aufgescheuerten Fußsohlen, brennenden Muskeln und die überlasteten Knie
machten jeden Schritt zu einer Qual. Der Schlafentzug schwchte den Willen, weiterzumachen.
Erst nach einer heißen Mahlzeit im Camp und einer kurzen Rast konnten ihre Teamkollegen sie doch zum Weitergehen bewegen, auch wenn sie nicht aus
Überzeugung, sondern aus Teamgeist weitermachte. “Für mich hat das nichts mehr mit Sport zu tun, das ist nur noch Quälerei”, meinte sie erschöpft. Und Teamkapitän Marc Pschebizin fragte sich: “Warum tut
man sich das nur immer wieder an?”. Doch genau diese Momente sind es, in denen die schier übermenschliche Stärke und Willenskraft der Adventure Racer zu Tage tritt.
Ausrüstung für zwei linke Hände Ob die schönen Momente der Tour die Qualen
ausgleichen können, erscheint zumindest momentan noch fraglich. Dani Keller erinnert sich an zwei Steinböcke, die direkt neben der Strecke standen. Das sei der Höhepunkt seines
Tages gewesen. Schwieriger zu meistern war da die Situation, als Dani nachts bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt entdeckte, dass er zwei linke Handschuhe
eingepackt hatte. Zu dritt schafften sie es schließlich, ihm den linken Handschuh über die rechte Hand zu stülpen.
Wie es weitergeht, erfahrt ihr hier auf funsporting.de...
Übersicht
Tag 1 - der Start
Tag 2 - Gewitter und kein Schlaf
Tag 4 - es geht bergauf
Tag 5 - Minuten und Tage
Tag 6 - Erschöpfte Helden
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